12 abr 2013

Luther in den Medien (Der Spiegel Online)


Im Jahre des Herrn 1521 beginnt auf der zugigen Wartburg oberhalb von Eisenach ein als Junker verkleideter Mönch mit einer kniffligen Fleißarbeit: Martin Luther, den sein Landesherr Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, vor den Häschern des Kaisers in Sicherheit gebracht hat, übersetzt das Neue Testament der Bibel ins Deutsche.
Elf Wochen arbeitet der vermeintliche Junker Jörg an dem Werk - eine epochemachende Tat des 39-Jährigen. Mit dieser Übersetzung wird der Reformator zum Vater einer einheitlichen deutschen Schriftsprache. Dank Luther wird das Deutsche im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation literaturfähig - in einer Gesellschaft, in der bis dahin Latein (als Sprache der Wissenschaft) und Französisch (als bevorzugtes Idiom bei Hofe) den Ton angeben. Nur das gemeine Volk spricht in diversen Dialekten.
Die Luther-Bibel ist, dank des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, ein Bestseller, wie ihn heute, im totalen Medienzeitalter, Verleger erträumen. Die Heilige Schrift, die für einen halben Gulden - Wochenlohn eines Zimmermannsgesellen - überall im Reich verkauft wird, und so auch für gewöhnliche Untertanen erschwinglich ist, erreicht sensationelle Auflagen. Die ersten 3000 Exemplare sind bereits drei Monate nach Erscheinen im September 1522 vergriffen. Im selben Jahr beginnt der Reformator auch mit der Übersetzung des Alten Testaments. 1534 erscheint seine "gantze Heilige Schrift Deudsch". Bis zu Luthers Tod 1546 wird seine Bibel mehr als 200000-mal verkauft.
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